West Coast Swing ... Führen, Folgen und Improvisieren
(Artikel als pdf mit angehängter Musiktitelliste )
(DTSA-Leitfaden "West Coast Swing" )
(Skript HTV-Fortbildung West Coast Swing 101 vom 25.08.2012 )
Allgemeines
Der West Coast Swing (WCS) ist ein relativ junger Tanz und gehört in den USA zu den angesagtesten Paartänzen. Seit 1988 ist er der offizielle Nationaltanz des Bundesstaates Kalifornien. Das West Coast Swing-Fieber schwappt nun auch nach Europa über und findet eine stetig wachsende Zahl begeisterter Fans.
Entwickelt hat sich der West Coast Swing an der Westküste der USA in den 50er Jahren aus dem Lindy Hop und Jitterbug der 30er- und 40er-Jahre. Der Name "West Coast Swing" etablierte sich jedoch erst Anfang der 60er-Jahre.
Typisch für den WCS sind seine weichen und geschmeidigen Bewegungsabläufe, resultierend aus der Führungstechnik. Diese basiert auf Zug und Druck. Er wird überwiegend linienorientiert ("slotted") getanzt und erlaubt beiden Partner die Improvisation von Schritten und Bewegungen während des Tanzens.
Die Tanzlinie ("Slot")
Die imaginäre Tanzlinie („Slot“) auf der der WCS getanzt wird,
ist ein sehr schmaler Bereich von ca. 2,5 Meter Länge. Bei
schnellerer Musik ist sie sogar noch kürzer. Die Dame tanzt auf
diesem „Slot“ hin und her, während der Herr nach links oder rechts
ausweicht und der Dame Platz macht. Der Herr tanzt überwiegend auf
der Mitte des „Slots“.
Das Tanzen auf parallelen „Slots“ erlaubt es den WCS Tanzpaaren, in
großer Zahl zu tanzen, ohne sich gegenseitig zu behindern.
Über das Entstehen des linienorientierten ("slotted") Tanzen im
WCS gibt es viele Mythen. Eine besagt, dass dies eine Erfindung der
Hollywood Filmstudios sei, die damit erreichen wollten, dass die
Tänzer sich in den Filmen stets auf der selben Fokusebene der
Filmkameras bewegen und somit die Kameraleute nicht ständig neu
scharf stellen mussten. Eine weitere Variante besagt, dass die
Hollywoodstudios mit der Linienorientierung vermeiden wollten, dass
die Tänzer mit dem Rücken zur Kamera stehen.
Auch den Tanzsaalbetreibern kam die Linienorientierung des WCS
recht, passten dadurch mehr Paare auf die Tanzfläche ohne sich
gegenseitig zu behindern.
Allerdings kennen auch der Lindy Hop und der Jitterbug linienorientierte Figuren.
Die Musik
Die Originalmusik in der Entstehungszeit des WCS war die Swingmusik der damaligen Zeit. Allerdings bevorzugten vor allem die jüngeren Tänzer die einfachere und lautere Musik des Rock’n Roll. Im Laufe der Zeit änderte sich mit der Musik auch der Geschmack der jungen Tänzer und so wird der WCS heute hauptsächlich auf moderne Musik unterschiedlichster Stilrichtungen (unter anderem auch Blues, Funk, Hip Hop, Soul, R&B) getanzt. Aber auch Songs der aktuellen Pop-Charts sind für den WCS geeignet. Dies zeigt sich auch in der Art und Weise, wie der WCS in der heutigen Zeit getanzt wird. Im Gegensatz zu anderen Swing-Tänzen wie dem Lindy Hop orientiert sich der WCS weniger an den ursprünglichen Schritten und Tänzen, sondern gilt als eine Swing-Tanz-Variante die "mit der Zeit geht".
Das Tempo der für WCS geeigneten Musik reicht von sehr langsam
(15 Takte per Minute = 60 Beats per Minute) bis sehr schnell (45
TpM = 180 bpm) reichen. Das ideale Tempo liegt bei ca. 30-32 TpM =
120-128 bpm.
Mit der Geschwindigkeit ändert sich auch der Charakter des Tanzes.
Auf sehr langsame Musik wird mit sehr elastischer Führung getanzt
sowie mit sexy und verführerischen Gehschritten der Dame. Das
Körpergewicht der Dame kann dabei etwas nach hinten orientiert
sein. Bei schnellerer Musik stehen beide aufrechter und die Führung
wird kürzer und ist nicht mehr ganz so elastisch.
Aber auch das Tanzen auf Musik unterschiedlicher Stilrichtungen verändert das Aussehen des WCS.
Der Tanz
Im WCS beginnt die Dame die Grundfiguren typischerweise mit 2 Gehschritten vorwärts auf den Schlägen “1” und “2”. Der "Ankerschritt" ("Anchor Step") ist ein allgemein üblicher Abschluss bei WCS-Figuren. Dabei ist die „Anchor“-Aktion entscheidend nicht das Schrittmuster. Die „Anchor“-Aktion stellt eine bestimmte Verbindung der Körpermitten von Herr und Dame zueinander her (Zug). Dabei ist jeder selbst für die Herstellung der „Anchor“-Verbindung zum Partner verantwortlich. Die Grundfiguren des WCS werden hauptsächlich über über 6 oder 8 Schläge getanzt. Fortgeschrittenere Variationen gehen auch darüber hinaus.
Die Grundregeln
Auch wenn viel Raum für Improvisation gegeben wird und auch
erwünscht ist, so gibt es einige Grundregeln für diesen Tanz, die
für die Charakteristik des WCS sorgen:
- Die Dame beginnt stets mit zwei Vorwärtsschritten Rechts,
Links.
- Die Dame tanzt auf der Tanzlinie ("Slot") entlang und legt den
Hauptweg zurück.
- Die Dame beendet die Figuren mit einer „Anchor“-Aktion (oft ein
Triple Step Links).
- Der Herr beginnt stets mit dem linken Fuß. Die Richtung des
ersten Schritts hängt von seiner Position zur Dame ab.
- Der Herr variiert seinen Schritt 2 abhängig von der Richtung der
geführten Figur.
- Der Herr weicht der Dame nach links oder rechts aus und hält sich
überwiegend auf der Mitte der Tanzlinie ("Slot") auf.
- Der Herr beendet die Figuren mit einer „Anchor“-Aktion (oft ein
Triple Step Rechts).
- Die Figuren des WCS beginnen auf dem ersten oder dritten
Taktschlag eines 4/4-Taktes.
- Die meiste Zeit tanzen beide Partner in die gleiche Richtung
anstelle einer entgegengesetzten „Rock“-Bewegung.
- Herr und Dame beenden die Figuren mit einer
„Anchor“-Aktion.
- Der „Slot“ in dem der WCS getanzt wird, ist nicht fix.
- Die Schritte von Dame und Herr sind i.d.R. unterschiedlich und
nicht spiegelbildlich zueinander.
- Der WCS ist ein 50:50 Partnertanz.
- Im Einsteiger- und Aufbau-Level beginnen die meisten Paare mit
einem 4-Count Starter Step.
- Herr und Dame haben die Freiheit zu improvisieren, sofern das
den/die Partner/in in seiner/ihrer Bewegung nicht stört.
- Die musikalische Interpretation der Musik ist wichtiges
Charaktermerkmal des WCS.
- Der Bewegungsablauf im WCS soll weich und geschmeidig sein.
Der West Coast Swing als Turniertanz
Die wohl wichtigste Turnierform im West Coast Swing ist das "Jack
& Jill", bei dem die Tänzer und Tänzerinnen im Vorfeld nicht
wissen, mit welchem/r Partner/in sie tanzen werden. Die
Paarzusammenstellungen werden vor Turnierbeginn ausgelost. Ebenso
ist die Musik eine Überraschung. Bei dieser Turnierform spielt die
Kommunikation im Paar, das Führen und Geführt werden ("Lead &
Follow") sowie die Improvisation einen besondere Rolle.
Die Grundfiguren
Wie bei anderen Paartänzen auch, bei denen Improvisation und
ständige Weiterentwicklung eine große Rolle spielen, haben die
meisten Figuren keine festgelegte Bezeichnung, wenngleich sich im
Laufe der Zeit für viele Grundfiguren allgemein übliche
Bezeichnungen etabliert haben.
Einige der Grundfiguren des WCS die jedes Paar kennen sollte
sind:
- Grundübung: “Triple Rhythm Breaks” und “Anchor Step”
- Starter Step (4-count)
- Throw-Out from Closed “Slingshot” Position (auch “Left Side
Sending Out” genannt)
- Left-side Pass
- Underarm Turn (auch “Underam Pass” genannt)
- Underarm Turn with Basic Hand Change (alternativ: “Underarm
with Basic Hand Change”)
- Right Side Pass Back-to-Front
- Right Torque Turn (oft auch unter der Bezeichnung “Right Side
Pass“ zu finden)
- Turning Basic
- Basic Tuck Turn from Closed Position (auch “Left Side Tuck Turn”
oder “Progressive Tuck Turn” genannt)
- Push Break (früher “Sugar Push” genannt)
- Two Hand Tuck Turn
- Release Whip
- Walking Whip
*** Ende ***
Video-Clips zum West Coast Swing sind in Vorbereitung !
(Quelle: Wikipedia, Skippy Blair, wcs-dancer.com, swingworld.com)
West Coast Swing 101
Die Einführung des West Coast Swing 101 durch die GSDTA (Golden State Dance Teacher Association, Kalifornien) war das Ergebnis der vielen Anfragen aus aller Welt nach Figuren, welche als fundamental und charakteristisch für den West Coast Swing gelten. Ausgehend von den Figurenlisten der ersten Anfänge in den 50er Jahren bis in die heutige Zeit wurden 14 Figuren festgelegt, die diesem Anspruch gerecht werden. Diese 14 Figuren gelten als die Basisfiguren des West Coast Swing und sollten jedem West Coast Swing Tänzer/Tänzerin bekannt sein. Die folgende Aufstellung der 14 Figuren stellt gleichzeitig die empfohlene Reihenfolge des Lernen bzw. Unterrichtens dar:
1. Triple Rhythm Break & Anchor (8
Taktschläge)
2. Left Side Pass (aus Gegenüberstellung) (6
Taktschläge)
3. Underarm Turn (6 Taktschläge)
4. Underarm with Hand Change (6 Taktschläge)
5. Right Side Pass (aus Hintereinanderposition zur
Gegenüberstellung) (6 Taktschläge)
6. 4-Beat Starter Step (4 Taktschläge)
7. Throw Out (aus geschlossener “Slingshot” Position)
(6 Taktschläge)
8. Right Torque Turn (6 Taktschläge)
9. Turning Basic (6 Taktschläge)
10. Basic Tuck (aus geschlossener Position) (6 Taktschläge)
11. Push Break (früher "Sugar Push") (6 Taktschläge)
12. Two Hand Tuck (Contra-Body) (6 Taktschläge)
13. Walking Whip (Sonderform der "Closed Whip") (8
Taktschläge)
14. Release Whip (Sonderform der "Basic Whip") (8
Taktschläge)
West Coast Swing 101 Turniere sind vor allem für Einsteiger gedacht. Sie werden hauptsächlich in der Turnierform "Jack & Jill" veranstaltet (Einzelanmeldung und Zulosung eines Partners). Die Tänzer sollten bei Turnierteilnahme mindestetens 10 dieser Figuren (inklusive des Triple Rhythm Break) beherrschen. Dadurch ist sichergestellt, dass alle Teilnehmer das gleiche Figurenrepertoire kennen. Gewertet werden in West Coast Swing 101 Turnieren ausschließlich die gelisteten 14 Figuren.